Den besten Zeitpunkt für eine Vereinsgründung haben sie sich nicht ausgesucht. Aber 32 Eiserfelder wollten etwas „Handfestes“ und aus einer ursprünglich losen Gruppe von Nachbarn und Freunden ist jetzt ein neuer eingetragener Verein geworden: „Bockstation im Hubachtal“.
Die Anfänge gehen auf den Eiserfelder Weihnachtsmarkt 2018 zurück. Die Organisatoren fragten ein paar junge Leute, die vor allem im Hubachtal wohnen, nach ihrer Unterstützung. Ein Name für die Hütte musste her, man wurde kreativ und kam auf die „Bockstation“, in der „Ziegenmilch“ (Milch mit Eierlikör) verkauft wurde. Ein erneuter Einsatz beim Weihnachtsmarkt 2019 folgte. Der Name blieb, die Kontakte auch und der Gedanke: „Jetzt wollen wir Nägel mit Köpfen machen. Ein Anwalt wurde hinzugezogen, um den Verein offiziell eintragen zu lassen. Darin sehen die Mitglieder viele Vorteile, beispielsweise wenn es um Rechnungen, Förderungen oder auch Versicherungsfragen geht. Malte Utsch ist der 1. Vorsitzende des Vereins. Aber nur auf dem Papier, wie er betont. Man wolle die Verantwortung auf alle Schultern verteilen, keine Hierarchien haben.
Überhaupt setze man auf neue Strukturen, die der Zeit angepasst seien, erklärt der 33-jährige. „Das Vereinsleben muss sich der Familie anpassen, nicht die Familie dem Verein.“ Das sei wichtig, weil unter den rund 30 Mitgliedern viele junge Mütter und Väter seien. Der neue Verein setzt auf Spontanität. Zwar finde einmal im Monat an einem Samstag ein festes Treffen statt, aber „wir haben festgestellt, dass feste Termine oft ein Hindernis sind“. Stattdessen wird per WhatsApp gefragt, wer sich treffen will, um „etwas zu starten“. Das habe bislang auch gut funktioniert, sagt Utsch. Für
Aktionen seien immer genügend Leute zusammengekommen. Die Mitglieder sollen nicht zu viele Verpflichtungen haben, aber auch nicht nur passiv dabei sein. Deshalb erhofft sich der Verein durch einen vergleichsweise höheren Beitrag von 5 Euro im Monat eine engere Bindung zu den Mitgliedern. Was aber ist das Ziel des Vereins? „Der Zweck des Vereins ist die Förderung des sozialen Miteinanders im Wohngebiet Hubachtal”, heißt es in der Satzung. Den Schwerpunkt sieht der Verein in Hubachtal, aber alle Eiserfelder seien als Mitglieder – oder auch als Besucher bei künftigen Veranstaltungen und Aktionen – willkommen. Außerdem sei man offen für Kooperationen und die Zusammenarbeit mit anderen Vereinen und Kirchengemeinden. „Wir sind ein Teil in der großen Gemeinschaft.“ Der Verein will Aktionen für alle Generationen organisieren, Traditionen wahren und neue schaffen. Am 1. Mai soll eine Wanderung stattfinden und eine weitere immer wiederkehrende Aktion ist in Planung.
„Der Gedanke eines eigenen Vereinsgebäudes schwebt uns vor“, ergänzt der 1. Vorsitzende. Zurzeit muss allerdings vieles ausfallen. Ein Straßenfest zum Beispiel, um den Verein vorzustellen, konnte wegen der Corona-Pandemie nicht stattfinden. Stattdessen können nur Kleingruppen zusammenkommen. Um zu informieren und um für sich zu werben, ist der Verein auf Facebook und Instagram vertreten, die Internetseite soll demnächst sichtbar werden. „Internetpräsenz ist wichtig, aber wir wollen auch einen klassischen Schaukasten aufstellen, damit wir ältere Menschen informieren können,” Die größten Kosten, die der Verein – noch bevor er offiziell einer war – bis jetzt tragen musste, war die mobile Hütte für den Weihnachtsmarkt. Das aktuellste Projekt: das Aufstellen und Verbessern von Sitzbänken im Wald.
Die Gründung des Vereins, so Utsch, sei weitestgehend positiv aufgenommen, worden. Aber sie seien auch belächelt worden, hätten Sachen gehört wie „ihr habt doch einen Knall” oder „in zwei Jahren gibt es euch nicht mehr”. Der 1. Vorsitzende ist sich aber sicher: „Verein – das ist kein Auslaufmodell.”
(Bericht: Siegener Zeitung, 24. September 2020, Autorin: Sarah Panthel > https://www.siegener-zeitung.de/siegen/c-lokales/freunde-und-nachbarn-in-eiserfeld-schliessen-sich-zusammen_a211063)